Deckenpfronner Vieh, Kartoffel und Butter
Mit dem fortschreitenden Freikauf vom Kloster Hirsau und nach dem Niedergang des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg blühte Deckenpfronn ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Bauerngemeinde auf, aus der auch nach und nach ein beachtliches Handwerk herauswuchs.
Die viel beachtete Viehzucht, die bis in die Gegenwart ihre Spuren hinterlässt, später die bis Stuttgart und Pforzheim begehrte Deckenpfronner Kartoffel und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch die Markenbutter der Molkereigenossenschaft waren es, die das Dorf bekannt gemacht haben.
Lange Zeit war auch die Pferdezucht bedeutsam, was sich im Jahre 1932 mit einem Höchststand von 93 Pferden ausdrückte. Die Rindviehhaltung rückte ab 1830 in den Vordergrund, später sorgten der Bullenhaltungsverein und bis 1995 die von der Gemeinde betriebene Farrenhaltung für die Erfüllung züchterischer Ansprüche. Im Jahre 1920 standen 742 und 1980 sogar 900 Rinder in den Deckenpfronner Ställen. Auf ca. 600 ha Äckern, 200 ha Wiesen und 300 ha Wald wird seit alter Zeit die Deckenpfronner Markung bis in den letzten Winkel bewirtschaftet - und das gilt bis heute uneingeschränkt.
Das Handwerk
Zum Bauerntum des Ortes gehörten seit jeher die ihm verwandten Berufe: der Schmied, Wagner, Küfer und Bäcker, dazu Steinmetzen, Zimmerleute, Schreiner und Maurer, Schindelmacher und Schuhmacher.
Fast jeder Bauer konnte nur mit einem handwerklichen Zubrot seine Familie ernähren. So gab es um 1850 in Deckenpfronn:
- 23 Brotbäcker, die jedoch nur einmal wöchentlich buken
- 9 Schmiede arbeiteten mit geringem Verdienst
- 27 Schumacher sohlten und nagelten Schuhwerk
- 36 Maurer standen bereit
- viele Schindelmacher boten das aus dem heimischen Wald gewonnene Material zur Dachabdichtung in den Städten an
Im Winterhalbjahr setzten sich 57 Leinenweber an den Webstuhl. Die Kaufkraft war karg, denn zur gleichen Zeit konnte sich nur 1 Krämerladen im Ort halten. Umso erstaunlicher ist es, dass es viele Schildwirtschaften und sogar 4 Bierbrauereien gab, deren Felsenkeller teilweise heute noch vorhanden sind und daran erinnern.
Die einstige Bedeutung der Landwirtschaft wird schwächer - die meisten Bauern des Dorfes fanden nach dem Wiederaufbau des neuen Dorfes in Handwerks- und Industriebetrieben einen Existenz sichernden Arbeitsplatz und dabei spielt vor allem der im nahen Sindelfingen ansässige Daimler-Konzern eine entscheidende Rolle. Im Jahre 2023 gibt es noch 3 hauptberufliche landwirtschaftliche Betriebe, jedoch bewirtschaften noch ca. 25 Bauern nebenberuflich einen Teil ihrer landwirtschaftlichen Flächen.